Die Zarenstadt an der Newa zählt neben der Hauptstadt zu Russlands beliebtesten Reisezielen. Wir haben St. Petersburg während unserer Weltreise besucht und waren begeistert. Die Stadt ist unglaublich vielseitig. Reich an Geschichte präsentiert sie sich gleichzeitig als moderne Großstadtmetropole mit europäischem Flair. Auf dem Newski-Prospekt, der Prachtstraße St. Petersburgs kannst du deinen Shopping-Gelüsten nachgehen oder dich dem riesigen Kulturangebot hingeben. Selbst Abenteuerlustige und Naturfans kommen auf ihre Kosten.
In sechs Tagen haben wir die verschiedensten Facetten der Stadt kennengelernt. Die schönsten Reiseerlebnisse will ich dir hier vorstellen, zusammen mit den nötigen Reisetipps zum Nachmachen und meiner Meinung nach wissenswerten und interessanten Hintergrundinfos.
Die weißen Nächte
Besonders schön präsentiert sich die Stadt zur Zeit der weißen Nächte. Ein Naturschauspiel an dem sich alle erfreuen können, die sich zwischen Juni und Juli oberhalb des 60. Breitengrades befinden. Zur Sommersonnenwende geht die Sonne (fast) nicht mehr unter und taucht den Nachthimmel in die schönsten Rot- und Blautöne. St. Petersburg ist für ihre "Biely Nochi" berühmt, da die aufwendig restaurierten Fassaden der Schlösser und Paläste eine unvergleichliche Kulisse bieten. Nicht nur Besucher genießen dieses Sommerspektakel. Auch die Einwohner machen die Nacht zum Tag. Restaurants und Cafés sind bis in die Morgenstunden prall gefüllt. Überall kann man Theateraufführungen, Open-Air-Konzerte und spontane Showeinlagen auf der Straße genießen. Lass dich durch die Straßen treiben und feiere mit den Petersburgern ihre Stadt.
Ein besonderes Ereignis ist die allnächtliche Öffnung der Zugbrücken über der Newa. Auch vom Ufer gut zu beobachten, garantiert eine Bootstour unvergessliche Eindrücke. Für uns das Highlight unseres Städtetrips.
Tipp: Wir empfehlen Astra Marine. Mit Live-Musik haben wir für unsere ca. 2,5h-stündige Fahrt pro Person 900 RUB (knapp 15 EUR) bezahlt.
Treffpunkt ist der Pier an der Admirality Embarkment 2, direkt links neben der Palace Bridge. Wenn du den steinernen Löwen am Ufer entdeckt, bist du richtig.
Stadtspaziergang durch die Zarenstadt
Bereits auf den ersten Metern durch die Innenstadt wird jeder Besucher von barocken Fassaden, elegant verzierten Brücken und goldenen Kuppeln empfangen. Das reiche Erbe der Zarenherrschaft ist nicht zu übersehen. Gegründet von Peter dem Großen diente St. Petersburg bis zum Fall der Romanow-Dynastie rund 200 Jahre lang als Hauptstadt des russischen Reiches. In kürzester Zeit ließ der ambitionierte Herrscher einen repräsentativen Herrschaftssitz errichten. Der weltoffene Zar engagierte die besten Architekten und Ingenieure Europas, tausende Arbeiter wurden rekrutiert und viele ließen beim Aufbau ihr Leben. Selbst der russische Adel, der von der jungen Stadt zunächst wenig angetan war, musste auf Anordnung Peters von Moskau umziehen. Bekannte Sehenswürdigkeiten aus seiner Zeit sind die Peter-Paul-Festung, der Sommerpalast und der Peterhof.
Seine Nachfolger taten ihr Bestes, wachsenden Einfluss und Macht im prunkvollen Stadtbild widerzuspiegeln. Elisabeth I sorgte mit einem aufwendigen Umbau Mitte des 18. Jahrhunderts für das heutige Erscheinungsbild des Winterpalastes sowie für die Fertigstellung des Katharinenpalastes im 25 km entfernten Zarskoje Selo. Auch Katharina die Große, Kunst- und Kulturliebhaberin, engagierte sich für die Erschaffung des petersburgischen Gesamtwerkes. Dieses ist unlängst von der UNESCO zum Welterbe erhoben worden. All diese Pracht lässt sich am besten in einem gemütlichen Stadtspaziergang genießen.
ÜBER DEN DÄCHERN DER STADT
Auch wenn die schönen Fassaden und romantischen Kanäle dazu einladen, sich durch die Straßen treiben zu lassen, hat man den besten Blick immer noch von oben. Die jungen Petersburger haben die Dächer der Zarenstadt schon lange für sich als Rückzugsort und Aussichtsplattform entdeckt. Unter dem Namen Rooftopping ist das Ganze in den sozialen Netzwerken, nicht nur in Russland, berühmt geworden. Die "Roofer" haben erkannt, dass sich aus ihrem Hobby attraktive Touren für Touristen machen lassen. Die selbsternannten Guides wissen genau, welche Treppen man aufsteigen muss und welche Dachluke zur gewünschten Aussicht führt. Wer schwindelfrei ist und ein bisschen Abenteuerlust mitbringt, wird mit atemberaubenden Bildern belohnt. Während uns auf unserer Reise noch Student Maxim zeigte, wo wir uns festhalten müssen und welche Ecke den besten Fotospot bietet, gibt es seit Kurzem auch offizielle Firmen, die solche Rooftop-Touren anbieten.
Tipp: Das Magazin Russia Beyond empfiehlt Panoramicroof. Kosten: 600 RUB (knapp 10 EUR), mit englischsprachigem Guide möglich, dann 900 RUB.
Für Genießer
Beim Schlendern über den Newski-Prospekt entdeckten wir eher zufällig das Jelissejew-Haus. Bereits von außen strahlt uns der Glanz vergangener Zeiten entgegen. Im Inneren werden wir von einer riesigen Palme, goldenen Verzierungen und prächtigen Kronleuchtern empfangen. Das schmuckvolle Interieur nimmt jeden Besucher mit auf eine Zeitreise. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, ist das Geschäft nicht nur was fürs Auge. Ob edle Spirituosen, zarte Pralinen oder erlesener Kaviar bietet der Feinkostladen alles was das Gourmetherz begehrt. Du kannst die Köstlichkeiten ebenso im angeschlossenen Café genießen.
Info: Jelissejew-Haus und Café, täglich von 10 bis 23 Uhr, Newski-Prospekt 56, Ecke Malaya-Sadowaja-Straße.
Für mich war St. Petersburg die schönste Stadt unserer Reise. Ein Städtetrip zur Zeit der weißen Nächte verspricht die schönsten Urlaubserlebnisse. Während der Sommerzeit sind die Möglichkeiten die Stadt zu erleben besonders groß. Viel Spaß in St. Petersburg!
Reiselektüre
Ich persönlich finde ja, dass jede Fassade nur eine Fassade bleibt, wenn sie keine Geschichte zu erzählen hat. Das eigentlich Spannende einer Reise ist zu verstehen, was die Menschen bewegt, wie sie leben und wie die Geschichte sie beeinflusst hat. Klassische Reiseführer bieten einen informativen Einstieg und praktische Tipps, doch ich interessiere mich für Berichte und Bücher, die mir mehr zu einem Reiseziel verraten. Beides will ich dir nicht vorenthalten. Die Links zu weiterführenden Artikeln findest du bereits im Beitrag. Es folgen meine Buchempfehlungen für St. Petersburg.
Deutsche wie russische Autoren führen den Leser auf einen historischen Rundgang durch St. Petersburg. Die bewegte Vergangenheit St. Petersburgs hält viele Geschichten bereit. Nicht nur aus der Zarenzeit. Die Spuren dieser Ereignisse kann man bis heute im Stadtbild sehen und wer das Buch gelesen hat, wird die Sehenswürdigkeiten der Stadt mit anderen Augen betrachten.
Ob Winterpalast oder Peter-und-Pauls-Kathedrale.
Jeder St. Petersburg-Besucher wird früher oder später auf die Spuren des tragischen Schicksals der letzten Romanow-Familie stoßen. Carolly Erickson berichtet aus der Sicht von Alexandra Romanowa und lässt den Leser am Leben der letzten Zarin Russlands teilhaben.
Kennst du St. Petersburg und hast weitere Tipps, die du gern mit anderen Reisenden teilen möchtest? Oder Fragen zum Beitrag? Schreibe es gern in die Kommentare!
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